6 – Glücklichsein – wie funktioniert das?


Bildnachweis Glücklichsein: © Canva.com

Themenreihe Positive Psychologie – Teil 6

Glücklichsein – das wollen wir alle! Doch was passiert da wirklich in uns – ganz unbemerkt und automatisch? Und wie können wir dies beeinflussen? Wie ist dies aus Sicht der Positiven Psychologie zu sehen?

Glücklichsein ist Teil unseres „psychischen Apparates“, wie Freud gesagt hätte. Es gibt verschiedene Botenstoffe, die diese Gefühle bewirken können, die ihrerseits in bestimmten Hirnregionen produziert werden. Dazu gehören in erster Linie die b-Endorphine, das Oxytocin, sowie Dopamin und Serotonin. Jedes dieser Hormone bewirkt unterschiedliche Einflüsse auf Glücksempfindungen:

© netzwerkstressundtrauma.com

Hinweis: Zum Zeitpunkt der Erstellung der Graphik waren Cannabinoide noch nicht ausreichend erforscht.

Glücklichsein – Welche Botenstoffe aktiviert das?

Die b-Endorphine können als körpereigene Opioide beschreiben werden und sind in ihrer chemischen Zusammensetzung dieser Gruppe zugehörig. Sie erzeugen ein Hochgefühl.

Das Oxytocin ist ein Bindungshormon und lässt uns die Bindung zu anderen Menschen intensiv empfinden. Es unterstützt von daher die Beziehung zwischen Menschen und lässt uns – besonders bei hohen Konzentrationen davon – über die kleinen Fehler hinwegschauen.

Wenn wir uns also in einem Kontakt zu einem anderen Menschen geborgen, sicher und gemocht fühlen, dann werden diese Effekte durch das Oxytocin noch verstärkt. In einer innigen Liebesbeziehung und auch in einer tragenden sexuellen Begegnung verstärken sich das Oxytocin und die b-Endorphine wechselseitig.

Das Dopamin wird dann besonders stark produziert, wenn wir etwas Neues erleben. Es wirkt auch als Lernverstärker, wenn wir gerade etwas Neues gelernt haben. Insofern ist dieses Hormon wirksam in Bezug auf Erfolg monetär und nicht-monetär. (s. auch unseren Artikel zu Geld und Erfolg.

Dopamin und b-Endorphine können sich auch gegenseitig verstärken. Dann geraten wir in einen Flow (s. auch den Beitrag „Stärken stärken“ und gleichnamiges Buch von Mihaly Csikszentmihalyi).

Tritt dann auch noch Oxytocin auf in Verbindung mit einer neuen Erfahrung mit einer anderen Person, dann findet hier eine besonders tiefe Begegnung und Bindung statt.

Das Serotonin hat eine eher ausgleichende Wirkung. Es stabilisiert uns, bildet aber weniger Hochgefühle aus. Aufgrund dieser Wirkung wird es in der antidepressiven Medikation eingesetzt. Vom Serotonin können wir also so etwas wie Zufriedenheit erwarten, aber nicht Glücklichsein.

Daneben gibt es noch die körpereigenen Cannabinoide: Diese unterstützen das Dopaminsystem und sorgen dafür, dass mehr Dopamin gebildet wird. Dieser Vorgang wird auch bei der Einnahme von Cannabis oder Haschisch mit den vergleichbaren Rezeptoren im Gehirn erreicht.

Auch Geruch und Geschmack bewirken bereits Gefühle des Glücklichseins

Natürlich sind wir nicht diese chemischen Prozesse, aber um Glückgefühle empfinden zu können, treten die o.g. Botenstoffe auf bzw. werden produziert. In der Regel gibt es Auslöser dafür. Wenn wir z.B. eine bestimmte Sorte von Gebäck sehen, das vielleicht schon unsere Mutter hergestellt hat, dann erinnern wir uns sofort an den Geschmack und das angenehme Gefühl, das damit verbunden war. Dann springen dieselben Botenstoffe wieder an wie damals. Dasselbe kann durch Gerüche bewirkt werden und natürlich auch durch die Aktivierung der Geschmacksknospen. Gerüche spielen auch beim Verlieben eine wichtige Rolle. Auch wenn wir keine spezifischen Gerüche wahrnehmen, so wirken die Pheromone subliminal. Die besondere Wirkung der Geruchsstoffe liegt darin verborgen, dass sie unmittelbar ins Gehirn eingehen, ohne irgendwelche verarbeitenden Zwischenschritte wie das bei den anderen Sinnen der Fall ist.

Sind Sie bereit, sich auf Neues einzulassen?

Allen beschriebenen Prozessen ist gemeinsam, dass wir uns auf die jeweilige Situation einlassen müssen, bereit sein, Neues zu erfahren, und nicht von vornherein unseren Kritiker aktiv werden lassen. Dann haben wir gute Chancen, Glücksgefühle zu erleben, die von der Gehirnchemie entsprechend unterstützt und damit auch besser in unseren Erinnerungssystemen verankert werden wie das oben beschriebene mütterliche Gebäck.

Natürlich gibt es weitaus intensivere Erfahrungen. Im letzten Artikel haben wir über das Handeln im Einklang mit eigenen Werten gesprochen, über Beziehung und Bindung sowie über spirituelle Erfahrungen. Diese sind von weitaus intensiveren biochemischen Reaktionen begleitet. Inwieweit diese biochemischen Reaktionen Ausgangspunkt des Glücklichseins sind oder diese Gefühle begleiten, können wir nicht genau unterscheiden. Es gibt mit Sicherheit beide Wege:

  • Durch subliminale Erreger z.B. werden die Botenstoffe ausgelöst
  • Begegnungen und/oder Erfahrungen werden von der entsprechenden Hirnchemie begleitet.

Überlassen Sie sich dem Fluss des Lebens

Gut, dass wir uns da nicht festlegen müssen. In jedem Falle hilft es uns, wenn wir innerlich bereit sind, diese Signale wahr und ernst zu nehmen und uns ein Stück weit diesem Fluss überlassen zu können. Je mehr Kontrolle ich versuche auszuüben, um so weniger können diese inneren Prozesse wirksam sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*