Dissoziationen als erste Hilfe nach Trauma – und dann?


Dissoziation als erste Hilfe

Wenn wir erlebte Trauma und Belastungen nicht verarbeiten können, bleibt uns als erste Notmaßnahme die Dissoziation. Im Extremfall heißt das, wir sperren das traumatische Material so gründlich weg, dass wir uns nicht einmal daran erinnern können. Aber selbst wenn wir uns erinnern, können wir die Gefühle vom Ablauf des Erlebten trennen. Auch das ist eine Form der Dissoziation. Das hat zur Folge, dass wir in unserem Leben wieder funktionieren können. Die Ereignisse bleiben dabei allerdings unverarbeitet. Wir können auf diese Weise so tun, als hätten wir damit nichts zu tun.

Wiederkehr des dissoziierten Merkmals

Bei äußeren oder inneren Signalen, die in einer losen Weise mit den belastenden Ereignissen verknüpft sein können, kann die Dissoziation aufgehoben werden und das belastende Material ist in seiner ursprünglichen Stärke wieder da. Wir erleben es, als wären wir wieder mitten in dieser alten Situation. Es sind die Trigger, die die alten unverarbeiteten Erfahrungen wieder wach rufen. Beispiel: Eine Frau erlebt einen Autounfall, bei dem ihr ein Lastwagen hinten auffährt. Rein körperlich hat sie nur ein Schleudertrauma davongetragen, keine schweren Verletzungen. Der Beifahrer allerdings ist schwer verletzt und es ist lange nicht klar, ob er überleben wird. Zufällig gab es zu der Zeit des Unfalls heftigen Wind, der die Bäume stark wehen ließ. In der Folge des Unfalls tauchten Angst und Panik bei der Frau wieder auf, wenn sie Wind durch die Bäume streichen sah. Dieser nicht bewusst erlebte situative Anteil der Unfallsituation hat ausgereicht, um die komplette Traumareaktion zu reaktivieren.

Was können wir tun,

um die Attraktion an das Trauma zu verringern? Die Ereignisse, die limbisch abgespeichert sind, bedürfen der weiteren Verarbeitung. Diese Ebene des Gehirns erreichen wir nicht über Einsicht. Hier gibt es verschiedene Verfahren, die eine entkoppelnde Wirkung auf die Datenverknüpfung in diesem Teil des Gehirns haben können. Das ist die Arbeit mit Augenbewegungen (EMDR, Brainspotting und RET), das Klopfen von Akupunkturpunkten und das neurogene Zittern. Wir arbeiten im ROMPC mit einem integrativen Ansatz, der sowohl die Entkoppelungen auf der Ebene des limbischen Systems ermöglicht, als auch mit dem Verstehensprozess der unerhörten Geschichte.

Wenn wir mit ROMPC-Techniken entkoppeln und zeitgleich die unerhörte Geschichte erzählen, so wie wir sie verstanden haben, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe:  Wir entkoppeln neuronal und physisch die Auslöser von der automatisierten Stressreaktion und erreichen zugleich, dass die Betroffenen sich auf einer tiefen Ebene verstanden fühlen. Selbstvorwürfe und Versagensgefühle, die mit der Traumatisierung stets einhergehen, werden zudem erleichtert und gelöst. Auf die Dissoziation kann damit verzichtet werden, weil die belastenden Ereignisse der psychischen Verarbeitung zugeführt werden.

Trauma und Lebenssinn

Für viele Traumatisierte stellt sich die Frage nach dem Sinn der traumatischen Ereignisse und damit in Verbindung dem eigenen Lebenssinn. Der geht häufig verloren in Folge dieser Ereignisse und die Betroffenen brauchen eine neue Sinnstiftung. Dieser Prozess gelingt leichter, wenn er durch eine mitfühlende Person begleitet wird, die zugleich ausreichend neutral sein kann, um ihrerseits nicht von den belastenden Ereignissen mitgerissen zu werden. Das macht es häufig hilfreich und nötig, auf  Profis bei der Bearbeitung von schweren Belastungen zurückzugreifen.


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