Wege im Umgang mit Angst
Unsicherheit gehört heute für viele Menschen zum Alltag – sei es durch politische Entwicklungen, gesellschaftliche Veränderungen oder persönliche Krisen. Oft verstärken sich diese Erfahrungen bis hin zu Ängsten und Gefühlen der Ausweglosigkeit. In der psychologischen Praxis zeigt sich: Wer eine Kompetenz für Unsicherheit entwickelt, kann Ängste besser bewältigen und wieder mehr innere Stabilität finden. Dabei geht es nicht darum, Unsicherheit zu vermeiden, sondern einen neuen Umgang mit ihr zu erlernen.
Warum Unsicherheit und Angst heute zunehmen
Gesellschaftliche und politische Unsicherheiten
Die aktuelle soziale und politische Lage führt dazu, dass Menschen häufiger in Angstzustände geraten. Manche fürchten einen Verlust an Sicherheit im öffentlichen Raum, andere machen sich Sorgen über den Klimawandel, wirtschaftliche Entwicklungen oder die politische Zukunft. Ereignisse wie die Messerattacke in Mannheim verstärken das Gefühl, unberechenbaren Gefahren ausgeliefert zu sein. Weitere Hinweise und Reflexionen dazu finden Sie in unserem Blog zum Thema Gesellschaftliche Veränderungen und Ängste.
Persönliche Belastungen und Ausweglosigkeit
Neben äußeren Faktoren spielen individuelle Lebensumstände eine Rolle. Viele Klientinnen und Klienten berichten, dass sie sich im Alltag von Sorgen erdrückt fühlen. Unsicherheit kann dabei bis zur Ausweglosigkeit führen – mit dem Gefühl, den eigenen Ängsten völlig ausgeliefert zu sein. In unserem Seminar zu Stressbewältigung und Resilienz finden Sie praxisorientierte Ansätze zur Unterstützung.
Unsicherheit ernst nehmen – psychologische Perspektive
Warum Ängste nie „irrational“ sind
Als Psychotherapeut:innen und Coaches müssen wir Ängste ernst nehmen – auch wenn wir persönlich die Befürchtungen nicht teilen. Angst entsteht nicht aus rationalem Denken, sondern aus tieferen Schichten unseres Erlebens. Sie lässt sich zwar manchmal durch Vernunft relativieren, verliert aber nie ihren emotionalen Kern. Weitere Einblicke in die therapeutische Arbeit mit Ängsten finden Sie in unserem Artikel über Therapeutische Ansätze zur Angstbewältigung .
Ängste als Ratgeber verstehen
Statt Ängste als „irrational“ abzutun, ist es hilfreicher, sie als Signale zu begreifen. Sie weisen auf innere Konflikte oder biografische Verletzungen hin und eröffnen Ansatzpunkte für therapeutische Arbeit. Weitere Aspekte dazu können Sie auf unserer Seite zur Arbeit mit biografischen Traumata nachlesen. Arbeit mit biografischen Traumata
Methoden im Umgang mit Unsicherheit und Angst
Entkoppelungstechniken in der Praxis
Ein Beispiel aus der Praxis: Frau S. kam in Panik in die Behandlung, überzeugt, ihren Kindern könne etwas Schlimmes zustoßen. Durch Entkoppelungstechniken gelang es, ihre Ängste zu reduzieren, sodass sie sich ihnen nicht mehr vollständig ausgeliefert fühlte. Weitere Übungen zur Entkoppelung finden Sie in unserem Workshop zu Trauma und Stressbewältigung .
Notfallstrategien bei Panikattacken
In akuten Krisen kann es sinnvoll sein, mit Klient:innen Notfallstrategien zu entwickeln – etwa das Mitführen eines Notfallmedikaments, das im Ernstfall rasche Beruhigung verschafft. Für weitere Notfallstrategien schauen Sie sich unseren Artikel über Kriseninterventionen in der Psychotherapie an.
Biografische Hintergründe bearbeiten
Nach der akuten Stabilisierung ist es oft wichtig, biografische Vorerfahrungen zu bearbeiten, die die Ängste verstärken. Bei Frau S. führte diese Arbeit zu einer deutlichen Linderung und zur Vermeidung weiterer Panikattacken. Weitere Informationen zur biografischen Traumaarbeit finden Sie in unserer Ausbildung in ROMPC®
Unsicherheits-Kompetenz entwickeln
Toleranz gegenüber Unsicherheit stärken
Unsicherheit wird uns auch in Zukunft begleiten. Deshalb geht es darum, eine Unsicherheits-Kompetenz zu entwickeln: die Fähigkeit, Unsicherheit auszuhalten, ohne von ihr überwältigt zu werden. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Blogbeitrag zur Resilienz .
Neue Handlungsräume eröffnen
Wer lernt, Unsicherheit nicht als lähmend zu erleben, sondern als Teil des Lebens zu akzeptieren, gewinnt neue Spielräume. Diese innere Haltung ermöglicht es, trotz schwieriger Umstände handlungsfähig zu bleiben. Weitere Hinweise zur Selbstwirksamkeit und Selbstregulation finden Sie in unserem Seminarangebot .
Fazit – Warum wir eine Kompetenz für Unsicherheit brauchen
Wir leben in Zeiten, die sich nicht so schnell stabilisieren werden. Unsicherheit und Ängste gehören zur Realität. Umso wichtiger ist es, Wege zu finden, mit ihnen umzugehen. Eine Kompetenz für Unsicherheit bedeutet, nicht jede Angst sofort überwinden zu müssen, sondern sie als Teil des Lebens anzuerkennen – und gleichzeitig Methoden zu nutzen, die Erleichterung und neue Stabilität ermöglichen. Weitere Unterstützung bieten wir in unseren Einzelcoachings .
Weiterführende Informationen
1. Psychologische Ansätze zur Behandlung von Angst
Dieser Artikel auf Psychology Today vergleicht verschiedene therapeutische Ansätze zur Behandlung von Angststörungen, darunter psychodynamische Therapie, kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und dialektisch-behaviorale Therapie (DBT). Er bietet wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Perspektiven und Methoden, die Fachleute bei der Behandlung von Ängsten anwenden.
2. Unsicherheit und Entscheidungsfindung: Wie unser Gehirn mit Risiko umgeht
In diesem Fachartikel aus dem National Institute of Health (NIH) wird untersucht, wie Unsicherheit die Entscheidungsfindung beeinflusst und welche kognitiven Prozesse dabei eine Rolle spielen. Ein tiefgehender Beitrag für Therapeuten und Psychologen, die sich mit den neurologischen Aspekten von Unsicherheit und Angst befassen.
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