Stress im Coaching – Coaching im Stress ?!


Wie sich Coaching definiert, lässt sich nicht auf eine Wahrheit bringen; hier gibt es viele Haltungen, Überzeugungen und Nennungen, was Coaching denn nun ausmacht. Was ich allerdings aus eigener Erfahrung (auf beiden Seiten des Coaching-Stuhls) sagen kann, ist:

Stress und Stresserleben des Klienten gegenüber seinem Coach und dessen Prozessführung spielt eine große Rolle für die Wirksamkeit des Coachingprozesses.

Dass der Coach auf die thematischen Stresserzeuger schaut, die der Klient mit seinem Coaching-Thema verbindet, ist selbstverständlich. Es ist allerdings auch höchst lohnend, als Coach auf die Beziehung und Interaktion zwischen Klient und Coach zu schauen und auch dort Stressoren auszumachen:

Ich gehe in meinen Coaching-Begegnungen immer auch davon aus, dass die Klienten sich in dieser Sitzung mit mir einer Anpassungsleistung unterziehen – und ich kann das eher nicht verhindern. Diese Leistung erbringe ich im übrigen auch; ich stelle mich für diese Sitzung auf Ziele, Inhalte, Bedürfnisse und Wachstumspunkte des Klienten ein.

Anpassung kann für ungeübte Menschen Stress bedeuten. Und nicht jeder Klient mag oder kann frei das aussprechen, was ihn gerade im Prozess stresst (und möglicherweise handlungsmonoton werden lässt).

Hilfreiche Fragen,

die sich während des Prozesses immer wieder anbieten, führen da zu einer erhöhten Sensibilität für das Thema „Prozess-Stress“. Diese Fragen kann sich jeder Coach selbst stellen – oder sie dem Klienten als Prozesssteuerung anbieten:

  • Wie stressig erlebt der Klient gerade die Sitzung an sich – nicht das Thema (von 1 bis 10) ?  – wobei „stressig“ subjektiv wahr bleiben sollte
  • Was sind wohl Stressoren für den Klienten, die in mir, meiner Person, meiner Art zu sprechen oder meiner Art zu agieren liegen? Worauf scheint der Klient stressbesetzt zu reagieren?
  • Kenne ich eigentlich die Stressoren des Klienten? Oder habe ich mich mit der Maske des Klienten begnügt?
  • Nehme ich Unterschiede beim Klienten während der Sitzung wahr, die ich schnell auf den inhaltlichen Bearbeitungsprozess schiebe?
  • Ist der Klient gerade vom Thema berührt oder von meiner „persona“?
  • etc.

Sicher ist es nicht immer einfach, mit dem Klienten eine Reflexion über persönliche Wirkungen, Wechselwirkungen und Stressoren anzustoßen; vielleicht fühlt sich eine der Gesprächsparteien dabei ertappt, weil und wie er beim anderen Stress erzeugt.

Lohnen tut sich so eine Reflexion jedoch immer: in der Beziehungsgestaltung und dem „Prozess-Tanz“ zwischen Coach und Klient zeigen sich im Kleinen die Dinge, die im Großen dann meist eine problematische Rolle spielen – in der Ouvertüre liegt bereits das Thema…

 

 

 

 

 

 


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2 Gedanken zu “Stress im Coaching – Coaching im Stress ?!

  • Heinz-Günter Andersch-Sattler

    Ich halte diese Fragen auch für den Klienten für hilfreich. Wenn er sie weiß und sie sich immer wieder selber stellt, kann er auch von sich aus seinen eigenen Prozess schneller voranbringen. Diesen Stress zwischen Coach und Coachee gibt es natürlich auch zwischen Klient und Therapeut. Der Therapeut sollte sich solche Fragen ebenfalls immer wieder selber stellen und vielleicht auch seinem Klienten.