Das Neue im Alten oder umgekehrt?


Gedanken zum Abschluss dieses besonderen Jahres

von Heinz-Günter Andersch-Sattler

Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu – ein weiteres Jahr im Zeichen von Corona, den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie samt allen sozialen und psychischen Folgen. Daran wird sich wohl so schnell nichts ändern. Allerdings zeigt sich bereits ein neues Phänomen: trotz zunehmender Inzidenzen ist die befürchtete Überfüllung der Kliniken bislang ausgeblieben. Das Virus ist mutiert und wird weiter mutieren. Wie sich das auf die Menschen hier auswirken wird, ist noch nicht klar, wenngleich sich die Zeichen mehren, dass das Infektionsgeschehen nicht so schlimm wirkt wie noch vor einem Jahr.

100%ige Umsetzung aller Forderungen

Wir reden weiterhin sehr viel über das Virus und seine Folgen. Die Nachrichten sind voll von widersprüchlichen Botschaften und sich widersprechenden politischen Forderungen. Die Menschen sind verunsichert, was jeweils gilt oder zu gelten hat. Ich habe mehrfach mitbekommen, dass Impfzertifikate nicht mehr anerkannt wurden, weil sie angeblich ein halbes Jahr alt waren und deshalb nicht mehr gültig sein sollten. Das kann doch nur passieren, wenn die Menschen durch die Diskussionen so verunsichert sind, dass sie in der Öffentlichkeit vertretene Forderungen als Entscheidungen nehmen, die gleich umgesetzt werden müssen.

Wünsche für 2022.. nicht zuletzt für unsere Kinder

Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass wir die Diskussionen mit mehr Gelassenheit und weniger Druck angehen und d.h. mit weniger Druck versehen. Denn dieser Druck wirkt sich auch schon auf unsere Jüngsten aus, ist bis in die Klassenzimmer vorgedrungen, so dass ungeimpfte Kinder sich abgelehnt und nicht mehr dazugehörig fühlen. Kinder wollen und brauchen es aber dazuzugehören – nicht nur zur eigenen Familie, die vielleicht ungeimpft ist, sondern auch zur Gemeinschaft der Schulklasse, zu ihren Freunden. Kinder geraten so in Not, während andere sich als die besseren Menschen sehen, weil sie ja geimpft sind. Ich wünsche mir, dass diese Zerrissenheit für Kinder aufhört, dass Lehrer in der Schulklasse das nicht nur zum viralen, sondern auch zum sozialen Thema machen und so für Ausgleich sorgen.

Weg vom Aktivismus

Ich wünsche mir, dass Entscheidungen im politischen Raum über Maßnahmen, die gegen das Virus zu ergreifen sind, gut überlegt umgesetzt werden und weniger Aktivismus zeigen. Denn der Aktivismus erhöht die Erregung der Gemüter, wo doch eigentlich Ruhe und Besonnenheit angebracht wären. Ich glaube, wir können es uns leisten, entspannter vorzugehen, damit die Spaltung in der Gesellschaft nicht weiter zunimmt. Diese Spaltungen gehen von den Hardlinern beider Lager aus: den Geimpften und den Ungeimpften. Gerade deshalb wünsche ich mir von Politikerinnen und Politikern durchdachte Lösungen, die gut funktionieren können.

Omikron – als Durchseuchung nutzen?

Die Virologin in Südafrika, die die Omikron-Variante entdeckt hat, Angelique Coetzee, hält die Infektionen, die diese Variante erzeugt, für nicht so gravierend und empfiehlt, dieses Virus deshalb auch zur Durchseuchung der Bevölkerung zu nutzen. Ich weiß nicht, ob das eine praktikable, durchführbare Idee ist. Auf jeden Fall ist das mal eine ganz andere Sicht auf die aktuelle Situation. Eine Sicht, die weniger hektisch ist und weniger Dramatik erzeugt. Wird ihre Sicht der Dinge von den Wissenschaftlern hier ausreichend geprüft? Ich verfolge im Allgemeinen die Diskussionen zur Pandemie, aber hierzu habe ich wenig lesen können außer dem Interview im Focus vom 18.12.

Weitere Wünsche… Menschlichkeit

Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass wir menschlicher miteinander umgehen, andere Meinungen und Sichtweisen nutzen, um uns mit ihnen auseinanderzusetzen, statt sie zu verteufeln. Denn, wie ich schon öfter dargelegt habe, sind nicht alle Ungeimpften Leugner der Pandemie und nicht zwangsläufig gefährliche Überträger des Virus, wenn sie entsprechend Verantwortung für sich und andere übernehmen und alle sonstigen Schutzmaßnahmen genauestens beachten. Hierzu gehört auch, dass der Ton in den öffentlichen Diskursen anders wird, dass wir mehr zu verstehen versuchen, wie jemand zu seiner Position gekommen ist, auch wenn wir diese nicht teilen.

Kraft für unsere Zukunft

Natürlich wünsche ich mir auch, dass wir ein Stück unbeschwerter in die Zukunft gehen können – jedenfalls was das Virus betrifft -, damit wir mehr Kraft für die Herausforderungen unserer Zeit zur Verfügung haben, nämlich den Klimawandel.

Und allen Leserinnen und Lesern, Abonnentinnen und Abonnenten wünsche ich ein gutes neues Jahr 2022

Heinz-Günter Andersch-Sattler

P.S.: Das Buch „Veränderung in unsicheren Zeiten“, das gerade kurz vor Weihnachten erschienen ist, beschäftigt sich mit vielen Aspekten rund um die Folgen der Pandemie aus psychologischer Sicht. Unter dem Link erreichen sie eine Internetseite, über die sie das Buch auch bestellen können.

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