Homeoffice in Zeiten von Corona


Chance und gleichzeitig Herausforderung für das Neuronale Netzwerk mit Auswirkungen auf Kreativität und Weiterentwicklung

Home Office in Zeiten von Corona ermöglicht es vielen Firmen und Menschen ihrer Arbeit nachzugehen und gleichzeitig das notwendige Social Distancing einzuhalten. Vorteile wie Zeitersparnis, Flexibilität, Work-Life-Balance und auch das Arbeiten in Quarantäne stehen Nachteilen wie dem Fehlen von sozialen Kontakten, Ablenkung, wenig Abwechslung und Vermischung von Beruf und Privat gegenüber.

Hier geht es jedoch nicht um die Frage der Abwägung zwischen Vor und Nachteilen, sondern um die Auswirkungen, die Menschen im Home Office nach den ersten Corona Wochen bemerken: ein zunehmender Mangel an Kreativität, Ausgeglichenheit und Begeisterungsfähigkeit, mehr Anstrengung und das Gefühl belastet zu sein machen sich breit.

Es sind die wenigen sozialen Kontakte, die dafür verantwortlich sind, doch warum? Dazu brauchen wir einen Blick in die Neurobiologie und die menschliche Entwicklung:

Wir Menschen sind soziale Wesen, die Verbundenheit brauchen um ein sicheres Gefühl zu entwickeln, das uns hilft neuronale und physiologische Zustände zu regulieren. Diese Verbundenheit geschieht über Austausch, Augenkontakt, Stimmmodulation und auch Berührung. Jetzt könnte man dem entgegensetzten, dass wir auch über die Videofunktion unseres Computers im Austausch sein können. Das stimmt, aber nur zum Teil. Egal wie gut wir die Kamera einstellen, wir erleben keinen direkten kontinuierlichen Blickkontakt, zudem haben wir oft eine Unschärfe im Bild, durch die wir weniger Mimik wahrnehmen, ganz zu schweigen von unseren anderen sensorischen Wahrnehmungsmöglichkeiten wie z.B. dem Geruchssinn.  Je größer der Teilnehmerkreis der Videokonferenz, umso weniger können wir wahrnehmen. Und unser Zentrales Nervensystem kommt immer mehr in Stress je weniger es diese direkte Verbundenheit über Blickkontakt und Mimik, die nur im persönlichen Kontakt entsteht, erleben darf.

Die digitale Welt verletzt unsere neuronalen Erwartungen für eine synchrone Interaktion und für die Resonanz mit dem Gegenüber. Dadurch wird die Selbstregulation des Körpers gestört, Kreativität, Erholung und Gesundheit werden beeinträchtigt. Prof. Dr. Dr. Stephen Porges beschreibt in seiner Polyvagal-Theorie dass je mehr die direkten Blickkontakte und die sicheren sozialen Kontakte abnehmen umso mehr verändert sich unser physiologischer Zustand und damit auch unsere tatsächliche Wahrnehmung, was dazu führen kann dass wir auch unsere Emotionen schlechter regulieren können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Auswirkungen durch das kontinuierliche Arbeiten am Bildschirm. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit über eine lange Zeit auf die Informationen im Computerbildschirm fokussieren, wie in Zeiten des Home Office, erstarren wir in unserer Körperhaltung und Blickrichtung. Das Blickfeld ist eingeschränkt, die Mimik unbewegt, die Augen sehen vermehrt auf eine Stelle. Unsere neuronale Verknüpfung dazu ist der Freeze Zustand bei Gefahr. Auch wenn wir vom Kopf her die Möglichkeiten des Home Office positiv bewerten, reagiert unser Körper dennoch mit Anspannung, mit Cortisol Ausschüttung und hat Schwierigkeiten diesen Zustand wieder zu regulieren.

So schlecht, so gut. Was können wir tun, wenn Home Office gerade die einzige Möglichkeit ist durch diese besondere Corona Zeit zu kommen?

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass wir uns nicht gut fühlen dürfen, dass wir direkte Kontakte brauchen und auch vermissen dürfen. Der Kontakt über den Computer ist lediglich eine Zwischenlösung. Der Schlüssel für ein besseres Befinden liegt wiederum in der Neurologie: Bewegung und Licht tun uns gut. Vor dem Computer sitzend, helfen schon kleine Bewegungen, vor allem die Bewegungen der Augen und der Gesichtsmuskeln: Blinzeln, Zwinkern, Hin und Herschauen, Grimassieren, Gähnen, sich räkeln und strecken, summen und singen, Pausen einlegen, den Platz wechseln, ein Glas Wasser trinken, all das tut uns gut. Sich Zeit nehmen für Auszeiten, für Gespräche mit Menschen, mit denen wir uns verbunden fühlen und sei es nur am Telefon oder von Balkon zu Balkon oder endlich wieder als wirkliches Treffen.

Alexandra Carstens

 

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