Sexuelle Traumatisierung und deren Behandlung


TraumaPsychotherapeutische Arbeit mit sexuell Traumatisierten ist nach wie vor eine große Herausforderung in der Psychotherapie. Zum einen sind es oft sehr schwierige therapeutische Prozesse, zum anderen sind wir als Behandler immer wieder in der Gefahr, uns sozusagen anzustecken im Sinne einer Sekundärtraumatisierung bzw. sind die mitgeteilten Sachverhalte schwierig auszuhalten, wenn wir unsere Spiegelneurone das Leid unserer Patienten nachspüren lassen. Deshalb brauchen wir als Behandler oft Supervision, um diesen schwierigen Vorgang selber bewältigen zu können.

zwei Formen sexueller Traumatisierung

Grundsätzlich haben wir es mit zwei Formen sexueller Traumatisierung zu tun:

  1. der einmaligen Traumatisierung in Folge der Vergewaltigung durch einen Fremden
  2. der dauerhaften und immer wiederkehrenden sexuellen Traumatisierung infolge fortgesetzten sexuellen Missbrauchs. Hier macht es noch einen Unterschied, ob der sexuelle Übergriff mit oder ohne Gewalt geschieht und ob er von einer besonders nahe stehenden Person verübt wurde.

Folgen für das Opfer

In jedem Falle ist bei den Opfern das eigene Gefühl der körperlichen Unversehrtheit und der Fähigkeit, sich selbst zu schützen, zerstört. Insbesondere der wiederholte sexuelle Missbrauch durch nahestehende Personen setzt die Opfer der Situation aus, sich niemand mitteilen zu können, zum einen weil die Täter das unter Straf- oder Vernichtungsandrohung verbieten, zum anderen an das Mitleid der Opfer appellieren und darum bitten, niemand etwas zu sagen, weil es z.B. die Krankheit der Mutter verschärfen könnte, wenn sie davon erführe. In der Regel sind die Opfer allein mit dieser Situation, sie vertrauen sich aus Angst niemandem an, fühlen sich auch noch oft schuldig und sind voller Scham, weil die Verletzung an einem besonders empfindlichen Teil der Seele geschieht, dem besonders schützenswerten Intimbereich.

Da diese Traumatisierung das Selbstbild und die Identität der Opfer häufig ins Wanken bringt und die ständige Alarmbereitschaft des Limbischen Systems die Opfer noch empfänglicher macht für Reize, die die traumatische Reaktion auslösen können, haben wir als Behandler immer wieder Angst davor, unsere Patienten könnten von inneren Sinnesreizen aus der traumatischen Situation überflutet werden; denn ein noch so nebensächlicher Reiz kann zu einer Retraumatisierung führen, wegen der das Opfer sich noch mehr schützen und verbarrikadieren muss und möglicherweise aus seiner limbischen Übererregung nicht mehr herauskommt.

Therapeutische Behandlung der Opfer

Opfer sexueller Gewalt brauchen in besonderem Maße eine tragende, vertrauensvolle Umgebung: Sie müssen sich in der Therapie aufgehoben und sicher fühlen können. Sie fühlen sich dort sicher, wo sie keine Flashbacks zu befürchten haben oder wenn diese doch auftreten, sie rasch auch wieder zum Verschwinden gebracht werden können. Mit ROMPC haben wir die Möglichkeiten in der Hand, mit denen wir den o.g. Gefahren gut begegnen können und so nachhaltig auch komplexe Traumatisierungen behandeln können.

  1. Zum einen sorgt die beziehungsorientierte Arbeit dafür, dass wir in der Therapie für eine stabile Beziehung sorgen, auf deren Basis die schwer psychisch Verletzten ausreichend Halt finden können. Wir wissen, dass auch schwere Traumatisierungen dann besser verheilen, wenn es ein Umfeld gibt, das genügend Halt für die Verarbeitung der traumatischen Erfahrungen bietet und den Opfern genügend Raum gibt, mit den belastenden Erfahrungen da sein zu können. Das ist auch eine unabdingbare Voraussetzung für die Therapie.
  2. Zum anderen verfügen wir im ROMPC über wirksame Instrumente, mit denen wir die Erregung des limbischen Systems immer wieder in Grenzen halten können, so dass ein Hyperarousal vermieden werden kann oder schnell Beruhigung wieder einkehren kann und so erst psychische Verarbeitung möglich ist. Denn im Zustand des Hyperarousals herrscht nur Angst und Entsetzen vor. Das Trauma wird wiedererlebt, als ob es jetzt passieren würde. Wenn wir das weitgehend verhindern und die Arbeitsfähgikeit der Psyche erhalten können, dann lassen sich auch wirksame therapeutische Prozesse durchführen.
  3. Die Entkoppelungstechniken des  ROMPC können von den Patienten auch selber zu ihrer eigenen Beruhigung eingesetzt werden außerhalb der Psychotherapie. D.h. sie können sich selber helfen. Das erhöht die Selbstkompetenz der Patienten; denn diese ist infolge der Traumatisierung und des Ausgeliefertseins an die automatisierten limbischen Reaktionen dauerhaft minimiert.

Auch für die Therapeuten ist  ROMPC  eine Hilfe, einfach weil wir leichter wirksam helfen können und nicht so schnell selber in eigene Hilflosigkeiten geraten, die ja nur die Hilflosigkeit der Patienten doppeln würden.

Heinz-Günter Andersch-Sattler

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