Gesundheit und Resilienz


Gesundheit ist nichts, was wir dauerhaft haben, sondern wofür wir ständig sorgen müssen, das wir immer wieder herstellen müssen. Je mehr Resilienz-Faktoren wir dabei zur Verfügung haben, um so besser. Im Verständnis der Systemischen Therapie und Beratung gibt es ein Bündel von Faktoren, die zur Gesundheit beitragen. Diese sind in uns und um uns herum.

Resilienz meint eine individuelle Verfassung, die auf äußere und innere Belastungs-Faktoren flexibel reagiert. Man könnte auch sagen, die Person verfügt über eine hohe innere Stabilität zur Verarbeitung belastender Ereignisse. Resilienz kann verglichen werden mit einem Gummiband, das nach einer Dehnung in seinen Ausgangszustand wieder zurückkehren kann.

Therapeutisch gesehen ist es sinnvoll, diese Belastungs-Faktoren zu identifizieren, um von da ausgehend sich von diesen Faktoren zu entlasten.

Äußere Belastungs-Faktoren

Da gibt es äußere Faktoren wie Stress am Arbeitsplatz, in der Familie, mit Partnern oder Eltern oder Kindern. Es reicht schon, wenn jemand schwerer erkrankt, dass das Gleichgewicht im Familiensystem erschüttert wird. Es reicht schon, wenn neue Arbeitsbedingungen eingeführt werden, die neue Anforderungen stellen. Wenn dann noch die familiäre und die Arbeitssituation gleichzeitig belastet sind, kommt es häufig zur Überbelastung. Bevor es zum Burnout kommt, ist es sinnvoll, die Belastungsfaktoren zu verringern sowohl von der Anzahl als auch von der Stärke her.

Innere Belastungs-Faktoren

Die inneren Belastungsfaktoren haben z.B. mit meinen Gedanken zu tun. Wenn ich zu Gruselfantasien neige, kommt es rasch zu einer Verstärkung der Situation durch katastrophisierendes Denken. Diese Gedanken sind mindestens Stress-Verstärker, manchmal sogar Auslöser hoher Stress-Potentiale. Unabhängig von den Gedanken kann ich bereits über ein hohes Stress-Niveau verfügen, so dass es nur noch wenig braucht, um die Belastungsgrenze zu erreichen. Dies ist einer der entscheidenden Resilienz-Faktoren, nämlich die Fähigkeit, die eigene Belastung in Grenzen halten oder, wenn sie denn schon mal hoch ist, rasch wieder senken zu können. Auch verschiedene körperliche Erkrankungen können innere Belastungen verstärken insbesondere, wenn sie das körperliche Erregungsniveau betreffen wie erhöhter Blutdruck, Erkrankungen der Schilddrüse, etc. Diese haben in der Regel auch eine psychische Komponente, also eine psychosomatische Entstehungsbedingung, aber sie sind selten ausschließlich psychisch bedingt.

Wie können wir unsere Gesundheit durch Selbsthilfe verbessern?

Wenn wir den Eingangssatz noch einmal hernehmen, dass Gesundheit immer wieder herzustellen ist, dann sind wir als die Betroffenen gefragt, dafür etwas zu tun. Das Gesundheitssystem wird weithin als Reparatur-System verstanden und die sogenannten Kranken geben sich da gerne ab, aber die Medizin weiß nur eingeschränkt, was gut für uns ist. Auch wenn uns eine Psychotherapie verordnet wurde, entscheiden wir selber, ob das die richtige Therapie für uns ist. Wenn wir das entscheiden und damit selber verantwortlich sind, so sind in erster Linie wir selber gefragt. Wir können äußere Belastungs-Faktoren erkennen und die Anzahl und die Stärke der einzelnen Faktoren verringern. Selbsthilfe ist eine wesentliche Hilfe dabei.

Wir können aber auch die inneren Faktoren beeinflussen. Grundsätzlich können wir katastrophisierendes Denken unterbrechen. Ich sage nicht, dass das leicht ist, aber mit einer gehörigen Portion Aufmerksamkeit für uns selbst geht das.

  • Achtsamkeitstraining

Die Welle von Achtsamkeits-Angeboten, die seit ein paar Jahren durchs Land schwappt, hat etwas Wesentliches hierzu beigetragen: die Methoden innerer Achtsamkeit, wie sie seit Jahrtausenden in Meditationen praktiziert wurden, wurden auf diesem Wege popularisiert und stehen nicht nur Auserwählten zur Verfügung. Achtsam durch den Tag zu gehen, heißt z.B., auf kleine Vorkommnisse zu achten: auf Gerüche, auf Klänge, auf Empfindungen bei alltäglichen Verrichtungen wie beispielsweise dem Essen.

  • Körperliche Reaktionen verändern

Wir können erkennen lernen, wie sich unsere körperlichen Reaktionen verändern, wenn die Belastung zunimmt. Wir können dann dieses körperliche Stressmuster unterbrechen, das sich z.B. in unserer Atmung manifestiert oder in unserer Muskulatur. Auf beides können wir bewusst Einfluss nehmen.

 

  • Klopftechniken

Wenn wir das gelernt haben, können wir Klopftechniken, die auf das Meridian-System zurückgehen, einsetzen, um so den spezifischen Stress in bestimmten Situationen zu unterbrechen, wie es im ROMPC praktiziert wird, und so rasch wieder in eine Entspannung kommen.

 

  • Allgemeines Wohlbefinden

Wir können für das allgemeine Wohlbefinden sorgen, indem wir singen, tanzen, uns bewegen, Freude mit anderen haben, mal Jibberisch reden … Sie wissen nicht, was Jibberisch ist? Wir reihen bedeutungslose Laute aneinander, setzen willkürlich Betonungen und machen uns so für Momente frei davon, immer etwas Sinnvolles und Folgerichtiges sagen zu müssen. Die Natur ist zudem ein Anker für Wohlbefinden und das Nutzen natürlicher Ressourcen. Nichts ist erfrischender als in einen See zu tauchen oder uns mit Wasser, z.B. in der Dusche berieseln zu lassen. Gerald Hüther hat einmal gesagt, dass, wer singe, nicht depressiv sein könne. Dasselbe betrifft auch den Stress.

Wenn wir einen professionellen Therapeuten oder Berater brauchen

Wir können selbstverständlich nicht alles alleine und müssen das auch nicht. Eine professionelle Begleitung kann dazu beitragen, dass wir die oben genannten Selbsthilfe-Techniken leichter anwenden können. Der Therapeut oder Berater tut sich meist leichter, die oben genannten Bündel von Faktoren, die zu unserer Belastung beitragen, zu entwirren und die Punkte, an denen wir etwas verändern können, zu identifizieren. Wenn wir ins in Belastungen befinden, brauchen wir auch jemanden, der uns versteht. Das Verstandenwerden allein ist bereits eine Erleichterung. Ein wesentliches Beziehungsbedürfnis wird hierbei zielführend beantwortet. Wir sollten auch während der Sitzung eine gewisse Entlastung spüren können, auch wenn sich das hinterher wieder zurückbildet. Hier können wir auch Anregungen und Hilfe erhalten, um eine bessere Resilienz für uns zu entwickeln.

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